75. Jahrestag der Befreiung des KZ Sachsenhausen
19.04.2020
Grußbotschaft von Außenminister der Republik Polen, Prof. Jacek Czaputowicz, aus Anlass des 75. Jahrestags der Befreiung der Häftlinge des deutschen NS-Konzentrationslagers Sachsenhausen
Sehr geehrte Damen und Herren,
in der für uns alle schwierigen Zeit der Coronavirus-Epidemie möchte ich mich bei den Organisatoren der heutigen Gedenkfeier, der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, für die Möglichkeit bedanken, ein Grußwort an die Teilnehmer der Gedenkveranstaltung zum 75. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Sachsenhausen zu richten. Unsere Bemühungen konzentrieren sich zurzeit darauf, die epidemiologische Bedrohung, die weder eine totalitäre Ideologie noch ein gegnerischer Angriff verursacht haben, zu bekämpfen. Wir vergessen darüber aber nicht eine unvorstellbare und von Menschen verschuldete Tragödie: die während des Zweiten Weltkriegs vom nationalsozialistischen Deutschland begangenen Verbrechen.
Polen gehörten im KZ Sachsenhausen zu den größten Opfergruppen. Unter den Häftlingen gab es polnische Intellektuelle, u.a. Krakauer Universitätsprofessoren, Geistliche, führende Militärs und Vertreter der polnischen Minderheit. Man darf nicht vergessen, dass an der Ostfront kämpfende polnische Soldaten eine bedeutende Rolle bei der Lagerbefreiung spielten.
Die letzten Überlebenden und Zeugen der damaligen Ereignisse – Häftlinge aus den deutschen Konzentrationslagern Sachsenhausen, Ravensbrück, Dachau und vielen anderen – sind noch unter uns. Die Erinnerung an die Opfer in Zukunft zu bewahren ist eine Aufgabe der kommenden Generationen und Regierungen. Wir dürfen nicht vergessen, dass Opfer des nationalsozialistischen Terrors Vor- und Nachnamen sowie eine Nationalität hatten. Wir dürfen sie im Namen einer universellen Erinnerungskultur ihrer Nationalität und ihrer nationalen Identität nicht berauben.
Die Bundesrepublik Deutschland ist für das heutige Polen der wichtigste Nachbar und Partner in der Europäischen Union – ein Partner, mit dem uns enge politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Kontakte verbinden. In unseren bilateralen Beziehungen spielt das historische Gedächtnis eine sehr wichtige Rolle. Deshalb möchte ich mich besonders bei Herrn Außenminister Heiko Maas herzlich für seinen reifen Blick auf die deutsche Verantwortung für die Verbrechen des Zweiten Weltkrieges bedanken.
Ich danke allen, die sich an der heutigen Gedenkfeier beteiligen, für ihr ausdauerndes Bewahren der Erinnerung an jene tragischen Ereignisse. Mögen sie für immer der Vergangenheit angehören!
Prof. Jacek Czaputowicz
Außenminister der Republik Polen