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Der Besuch des Vorsitzenden der Polnischen Vereinigung der Ehemaligen Häftlinge der Politischen Gefängnisse und Konzentrationslager Hitlers, Herrn Stanisław Zalewski in Wien.

28.06.2021

Vom 21 bis 23 Juni gastierte in Wien der Zeitzeuge Stanisław Zalewski, ein ehemaliger Häftling der Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau, Mauthausen, Gusen I und Gusen II, Aktivist und Vorsitzender der Polnischen Vereinigung der Ehemaligen Häftlinge der Politischen Gefängnisse und Konzentrationslager Hitlers.

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Das Hauptziel seinen Besuchs waren Gespräche mit höchsten Regierungsvertretern Österreichs bezüglich der Pläne, die Liegenschaften auf dem Gelände des ehemaligen KZ Gusen aufzukaufen und eine würdige Gedenkstätte zu errichten. Sein zweites wichtiges Anliegen waren Gespräche mit der  Wiener Jugend. Herr Zalewski versteht es als seine als seine Hauptaufgabe als Zeitzeuge, die junge Generation durch Aufklärung und Reflexionen dazu zu motivieren, die Situationen und Stimmungen, die zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs geführt haben,  auch in der heutigen Zeit rechtzeitig zu erkennen und zu entschärfen.

Im Gespräch mit Herr Zalewski lobte der österreichische Bundespräsident Alexander van der Bellen sein beispielhaftes Engagement in Sachen Erinnerungspflege. Er erinnerte an drei vorangehende Treffen, die u.a. im Mai 2017 sowie zum 75. Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz-Birkenau im Jänner 2019 auf dem Gelände des ehemaligen KZ Mauthausen und Gusen stattgefunden haben. Van der Bellen unterstrich dabei die wichtige Rollen Polens bei den Bestrebungen, die Opfer des KZ Gusen gebürtig zu würdigen. In seiner Ansprache an die österreichische Regierung bedankte sich Herr Zalewski beim österreichischen Bundespräsidenten für seinen Einsatz zur Verwirklichung der Aufkaufplans des Lagergeländes. Er appellierte an Alexander van der Bellen, diesen Ort mit besonderer Sorgfalt zu pflegen und erklärte such bereit, ihm dabei unterstützend zur Seite zu stehen.

Auch im Gespräch mit dem österreichischen Außenminister Karl Nehammer, dem Sektionschef Hermann Feiner sowie der Direktorin des Mauthausen Memorial Dr.in Barbara Glück bedankte sich Stanislaw Zalewski wiederholt bei der österreichischen  Bundesregierung für die wichtige Entscheidung, das Gelände des KZ zu erwerben und bat bei dieser Gelegenheit darum, in weitere Konzeptplanung die Staaten der ehemaligen Opfer einzubeziehen. Dabei betonte er, dass die KZ-Überlebenden und deren Familien nicht auf Denkmäler, sondern vielmehr auf rege Interaktion durch Treffen, Gespräche und Gedankenaustausch Wert legen. „Wenn sich Menschen treffen, kommunizieren und ihre Meinungen austauschen, kommt es nicht zum Krieg.  Konflikte kann man im Dialog miteinander viel leichter verstehen und lösen“. Sein Hauptanliegen, so Zalewski, besteht darin, dass die Erinnerungsstätte Gusen einen lebendigen Gedenkort darstellt. Beide Seiten waren sich dabei einig, dass man auch die örtlichen Behörden und Anrainer in die weiteren Pläne einbeziehen müsse.

Der nächste Programmpunkt war ein Treffen mit österreichischen Abgeordneten. Stanisław Zalewski sprach seine Dankbarkeit für das Engagement einzelner Parlamentarier in die Erinnerungspolitik aus. Er verwies dabei auf die wichtige Rolle der Mitglieder des Parlaments als Wegweiser für die Bevölkerung. Er appellierte an sie, sich an der Entstehung der Gedenkstätte aktiv zu beteiligen. „Nicht Worte, sondern Taten und gute Vorsätze sind eine Voraussetzung des Erfolgs“, sagte er. Herr Zalewski sprach untereinander mit dem Vorsitzenden des Internationales Beirats Mauthausen, Dr. Kurt Scholz, dem designierten Botschafter der Republik Österreich in Polen, Andreas Stadler, der österreichischen Abgeordneten  polnischer Abstammung Dr. Ewa Dziedzic und der ebenfalls polnischstammigen Stadträtin Katarzyna Greco, dem Auslandspolen-Aktivisten Jan Ledóchowski sowie dem Kustos des Sanktuarium am Kahlenberg, Roman Krekora.

Stanislaw Zalewski nahm die Gelegenheit wahr, sich mit den Schülern mehrerer Schulen in Wien und Niederösterreich zu unterhalten, u.a. im Rahmen des Projekts EU_Jugendkino. Er erzählte über seine Jugend in der Vorkriegszeit und während der Okkupation Warschaus im Zweiten Weltkrieg. Die Schüler erfuhren, wie es zu seiner Verhaftung durch die Nazis und zum Transport in das Pawiak-Gefängnis kam, von dem er anschließend in das KZ Auschwitz-Birkenau und später in das Lager Mauthausen, Gusen I und Gusen II überstellt wurde. Insgesamt verbrachte er 600 Tage als Häftling. Beim Kampf ums Überleben half ihm die Liebe zu seiner Familie und ein fester Glaube daran, dass er seine Mutter und seine Freunde wieder sehen wird. Seine Botschaft an die Jugend war, die zwischenmenschlichen Kontakte sorgfältig zu pflegen. Das „Rezept für den Frieden“ bestehe hauptsächlich aus gegenseitigem Verständnis, Respekt und Akzeptanz, ganz unabhängig von der Hautfarbe, Herkunft oder Ansichten.

Weiters sprach Stanislaw Zalewski mit mehreren Vertretern der Presse und erteilte ein Interview, das als Material zu Bildungszwecken dienen soll. Ein Teil der mit ihm geführten Gespräche wurde verfilmt und wird demnächst zu einem Dokumentarfilm für die österreichischen Schulen verarbeitet.

Die Treffen mit Stanislaw Zalewski waren  eine gute Gelegenheit, seine neulich in der deutschen Sprache erschienenen Memoiren „Ereignisse und Zeichen der Zeit aus den Jahren 1939-1945“ zu bewerben, die im Jahre 2020 durch den Verlag new academic press veröffentlich wurden.

 

Copyright: P. Lechner / J. Makowecz

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