Online-Podium zum Thema "Ein frühes Dokument der Freiheit. Die polnische Verfassung vom 3. Mai 1791"
30.04.2021
Anlässlich des 230. Jahrestags der polnischen Maiverfassung organisieren das Pilecki- Institut (Berlin), die Botschaft der Republik Polen in Wien, das PAN-Zentrum für historische Forschung (Berlin) und das Polnische Institut Berlin – Filiale Leipzig gemeinsam eine Online-Podiumsdiskussion. In der Debatte beleuchten Experten aus Polen, Litauen, Deutschland und den USA in vergleichender Perspektive unterschiedliche Facetten der Verfassung vom 3. Mai 1791 sowie der republikanischen Traditionen verschiedener Länder.
Am 3. Mai 1791 verkündete der polnische König Stanisław Augustus Poniatowski mit Vertretern des Parlaments eine Verfassung für die polnisch-litauische Adelsrepublik. Das Dokument war eine der ersten modernen Verfassungen überhaupt. Sie wurde einige Monate vor der französischen und drei Jahre nach der der Vereinigten Staaten von Amerika verabschiedet.
Die Verfassung vom 3. Mai griff Montesquieus Idee der Gewaltteilung und Vorstellungen Rousseaus von der Volkssouveränität auf, stand aber auch in einer langen politischen Rechtstradition des Polnisch-Litauischen Unionsstaates zum Schutz der individuellen Freiheit vor königlichen Eingriffen, die bis ins 15. Jahrhundert zurückreichte. Sie stand damit in starkem Kontrast zur absoluten Herrschaft in den benachbarten Monarchien Österreich, Preußen und Russland. Die polnische sog. Maiverfassung basierte – ähnlich wie der Präzedenzfall einer modernen Verfassung in den USA – auf dem Gedanken, dass eine politische Nation nach dem besten Weg suchen müsse, eine gute Regierung zu errichten. Die Verkündung der Verfassung vom 3. Mai gilt daher in der polnischen Erinnerungskultur als Ausgangspunkt der Bildung einer modernen polnischen politischen Nation.
Anders als in den USA blieb die neue Verfassung in Polen-Litauen nicht lange in Kraft. Nach diplomatischen und militärischen Interventionen der Nachbarmächte wurde Polen-Litauen zwischen ihnen aufgeteilt und von der Landkarte Europas gelöscht. Über Generationen hinweg blieb die Maiverfassung allerdings ein Symbol des polnischen Strebens nach Freiheit, Unabhängigkeit und Gerechtigkeit. Nach der Wiedererrichtung eines selbständigen polnischen Staates im Jahre 1919 war der 3. Mai bis zum Beginn der deutschen Besatzung während des Zweiten Weltkriegs Nationalfeiertag. Aufgrund seiner patriotischen Bedeutung und freiheitsgeladenen Symbolik wurde dieser Feiertag nach 1945 in der sowjetisch kontrollierten Volksrepublik Polen nicht wieder eingeführt und erst nach Ende der kommunistischen Regime wieder zum offiziellen Nationalfeiertag – zunächst 1990 in Polen, seit 2007 auch in Litauen.
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ONLINE | 05.05.2021 | 18:00 Uhr | Zum 230. Jahrestag der sog. Maiverfassung
Diskussion mit den Historiker(inne)n Prof. Jolanta Choińska-Mika (Universität Warschau), Dr. Karsten Holste (Stipendiat der Friedrich-Christian-Lesser-Stiftung, Halle), Prof. Piotr Ugniewski (Universität Warschau), Prof. Alvydas Nikžentaitis (Litauisches Historisches Institut, Vilnius) und Prof. Patrice Dabrowski (Harvard Ukrainian Research Institute / Polish Institute of Arts and Sciences of America)
Moderation: Prof. Igor Kąkolewski (Zentrum für historische Forschung der Polnischen Akademie der Wissenschaften Berlin)
Registrierung unter https://zoom.us/webinar/register/WN_43IaSLwXT_ezeXI-0Nr25A