Der Internationale Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust
26.01.2021
Am 27. Januar wird weltweit der Opfer des Holocaust gedacht. An diesem Tag wurden 1945 die Häftlinge des deutschen nationalsozialistischen Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau befreit. Somit wurde auch der unfassbaren Unmenschlichkeit der berüchtigtsten Todesfabrik des Dritten Reiches ein Ende gesetzt. Die Live-Übertragung der Hauptveranstaltung zum Gedenken an die Opfer des Holocaust beginnt am 27. Januar um 16:00 Uhr auf den Websites: 76.auschwitz.org und www.auschwitz.org
Obgleich dieser Tag global begangen wird, hat er für Polen eine besondere Bedeutung. Das größte und schrecklichste Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau wurde von den Deutschen auf dem Gebiet des von ihnen besetzten polnischen Staates erreichtet, weswegen wir Polen die Wahrung der Erinnerung an die Opfer des Holocaust sowie die Aufrechterhaltung der mahnenden Spuren dieses Totalverbrechens als unseren historischen Auftrag betrachten. Dieser Auftrag lastet uns umso schwerer als es sich nicht bloß um Polen als Schauplatz der deutschen Gräueltaten handelt, sondern zugleich um die Ermordung Millionen Bürgerinnen und Bürger Polens. Denn man darf nicht vergessen, dass etwa die Hälfte der sechs Millionen Juden, die dem Holocaust zum Opfer gefallen sind, unsere Mitbürgerinnen und Mitbürger waren. Die Erinnerung an die Holocaust-Opfer ist dementsprechend ein untrennbarer Bestandteil des polnischen Gedenkens an die tragischste Zeit unserer Geschichte, die sechs grausamen Jahre des Zweiten Weltkriegs und der deutschen Besatzung Polens.
Dieses Jahr muss wegen der schwierigen epidemischen Lage die traditionelle Veranstaltung zum Jahrestag der Befreiung des deutschen nationalsozialistischen Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau vor Ort ausbleiben. Stattdessen wird in einer Online-Veranstaltung der Opfer des Holocaust gedacht, mit «den Kindern von Auschwitz» im Fokus des 76. Jahrestages.
Die Live-Übertragung der Veranstaltung beginnt am 27. Januar um 16:00 Uhr und wird auf den Websites 76.auschwitz.org, www.auschwitz.org sowie den Kanälen des Museums Auschwitz-Birkenau in sozialen Medien zugänglich sein.
Um seinem historischen Auftrag gerecht zu werden, pflegt Polen mit großem Aufwand die materiellen Spuren des Holocaust sowie das historische Gedächtnis. Das Netzwerk der Museen, die zugleich Holocaust-Gedenkstätten sind, wird in unserem Land stets ausgebaut. Die schwindende Zahl lebender Zeitzeugen macht diese Bemühungen besonders dringend und wichtig.
Diese Tatsache kommt auch in dem Thema des Internationalen Tages des Gedenkens an die Opfer des Holocaust 2021 in der Schweiz zum Vorschein: er ist den noch lebenden Holocaust-Überlebenden gewidmet, dessen Stimmen, Geschichten und Mahnungen so dringend gehört werden müssen. Auch die Botschaft der Republik Polen in Bern wird an diesem besonderen Tag einen von den Holocaust-Überlebenden ehren, dessen aussergewöhnliche Lebensgeschichte für uns alle eine Lektion der Menschlichkeit sein kann.
Die Botschaft der Republik Polen in Bern sieht sich zur besonderen Pflege der Erinnerung an die Opfer des Holocaust verpflichtet, weit über den herkömmlichen Auftrag einer polnischen Auslandsvertretung hinaus. Die Botschaft (damals «Gesandtschaft») war nämlich eine wichtige Schnittstelle für die Übertragung geheimer Informationen über die sich im besetzten Polen entfaltende systematische Vernichtung der Juden sowie verzweifelter Appelle an die Alliierten diese mit politischen bzw. militärischen Mitteln aufzuhalten. Darüber hinaus haben die polnischen Diplomaten in der Zeit des Zweiten Weltkriegs weltweit eine breit angelegte Passfälschungsaktion organisiert, um Juden in den Gettos und Konzentrationslagern des von deutschen Truppen besetzten Europas eine Überlebenschance als angeblichen Staatsangehörigen neutraler Staaten Lateinamerikas zu geben.
Diese Aktion war das Werk einer um die Gesandtschaft der Republik Polen in Bern organisierten polnisch-jüdischen Gruppe, die mit großer Entschlossenheit und unter erheblichem Risiko versuchte der industriellen Vernichtungsmaschinerie des Dritten Reiches entgegenzuwirken. Diese sog. «Ładoś-Gruppe» wurde nach dem damaligen Leiter der polnischen diplomatischen Vertretung Aleksander Ładoś bennant. Am 21. Januar hat Polens Parlament 2021 zum «Jahr der Ładoś-Gruppe» erklärt.